The Dream is over

How a typical village in Western Pomerania started dreaming again
Here you can read the German version / Hier kannst du die deutsche Version lesen
When I first arrived in Wietstock, I was greeted by an uninhabited apartment building adorned with graffiti that read, Der Traum ist aus – The dream is over. This line comes from a 1990s German Rio Reiser pop song, but more significantly, it encapsulates the doubly dashed hopes of many East Germans.
They felt let down by socialism, and equally by the West. In 1990, the German Chancellor promised flourishing landscapes, yet most villagers found themselves unemployed, surviving on temporary government-subsidised jobs which often led directly to long-term welfare dependency.
Even though the political change after the peaceful revolution in 1990 brought new freedoms, many yearn for a time when community spirit was stronger. A time when people ate and celebrated together in the former manor house, children were looked after, medical care was available, and there was even a local grocery shop in the village.
Since 1990, Wietstock inhabitants have lost everything that held their village together. The village's ageing population and neglected technical infrastructure have further isolated it from the sense of optimism felt in other regions. With the dissolution of the GDR's agricultural enterprises, the narrative that once bound their community has also disappeared.

It is precisely in these villages that the far-right party, Alternative for Germany (AfD), gains votes. That's why it's so crucial to foster democratic negotiation processes in villages like this one.
What connects everyone is their relationship with nature. Many have worked in agriculture and now tend their own gardens; young families want their children to grow up surrounded by green spaces; others simply come here for recreation. The villagers perceive nature and the landscape as a positive aspect, yet Wietstock lies outside the designated nature reserves. The village can hardly benefit from the nature-based tourism developing in neighbouring areas.

During the GDR era, the region was characterised by intensive, large-scale agriculture. This area was home to Europe's largest cattle fattening facility, a large agricultural production cooperative (LPG), and a pig breeding farm. Working in agriculture shaped people's daily lives and their social relationships.
Today, the village is (once again) surrounded by industrial agriculture. After 1991, an agricultural company used the surrounding land for dairy farming and fodder grain cultivation. Following milk crises and financially challenging years due to weather, the company was later sold to a nationwide agricultural conglomerate, which already owned the former cattle fattening facility in the neighbouring village.
Often, combine harvesters circle the village for days on end, robbing residents of their sleep. At the same time, almost all villagers have their own gardens where they grow vegetables and cultivate flowers. Many keep chickens and rabbits, or even sheep. These gardens provide families with fresh and healthy food, and it's mostly the women who look after them.

These small paradises amidst the agricultural monoculture are places of resistance. What connects them with the industrial farmers is climate change. Like the large-scale operations, they too must contend with the severe drought, so extreme here that the local fire brigade can no longer find groundwater to extinguish fires. Yet, these gardens are also living laboratories where people with expertise explore how they can shape the future and find new ways to adapt to the changed circumstances.
This is where our conversations begin.

Wie ein typisches Dorf in Vorpommern wieder zu träumen begann
Als ich zum ersten Mal in Wietstock ankam, wurde ich von einem unbewohnten Wohnhaus begrüßt, das mit Graffiti verziert war, auf dem stand: "Der Traum ist aus". Dieser Satz stammt aus einem Popsong von Rio Reiser aus den 1990er Jahren, aber noch wichtiger ist, dass er die doppelt enttäuschten Hoffnungen vieler Ostdeutscher auf den Punkt bringt.
Sie fühlten sich vom Sozialismus enttäuscht, aber ebenso vom Westen. 1990 versprach der deutsche Bundeskanzler "blühende Landschaften", doch die meisten Dorfbewohner*innen waren arbeitslos und lebten von befristeten, staatlich subventionierten Jobs, die oft direkt zu einer langfristigen Sozialhilfeabhängigkeit führten.
Auch wenn der politische Wandel nach der friedlichen Revolution 1990 neue Freiheiten mit sich brachte, sehnen sich viele nach einer Zeit zurück, in der der Gemeinschaftsgeist stärker war. Eine Zeit, in der die Menschen gemeinsam im ehemaligen Herrenhaus aßen und feierten, Kinder betreut wurden, medizinische Versorgung verfügbar war und es sogar einen lokalen Lebensmittelladen im Dorf gab.
Seit 1990 haben die Einwohner*innen von Wietstock alles verloren, was ihr Dorf zusammenhielt. Die alternde Bevölkerung und die vernachlässigte technische Infrastruktur haben das Dorf weiter von dem Optimismus isoliert, der in anderen Regionen zu spüren ist. Mit der Auflösung der landwirtschaftlichen Betriebe der DDR ist auch die Erzählung verschwunden, die einst ihre Gemeinschaft zusammenhielt.
Gerade in diesen Dörfern gewinnt die rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland (AfD) Stimmen. Deshalb ist es so wichtig, demokratische Verhandlungsprozesse in Dörfern wie diesem zu fördern.
Was alle verbindet, ist ihre Beziehung zur Natur. Viele haben in der Landwirtschaft gearbeitet und pflegen nun ihre eigenen Gärten; junge Familien möchten, dass ihre Kinder inmitten von Grünflächen aufwachsen; andere kommen einfach zur Erholung hierher. Die Dorfbewohner*innen nehmen die Natur und die Landschaft als positiven Aspekt wahr, doch Wietstock liegt außerhalb der ausgewiesenen Naturschutzgebiete. Das Dorf kann kaum vom Naturtourismus profitieren, der sich in den benachbarten Gebieten entwickelt.
Während der DDR-Zeit war die Region von intensiver, großflächiger Landwirtschaft geprägt. Hier befanden sich Europas größte Rinderaufzuchtanlage, eine große landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) und eine Schweinezuchtfarm. Die Arbeit in der Landwirtschaft prägte das tägliche Leben der Menschen und ihre sozialen Beziehungen.
Heute ist das Dorf (wieder) von industrieller Landwirtschaft umgeben. Nach 1991 nutzte ein landwirtschaftliches Unternehmen die umliegenden Flächen für Milchviehhaltung und Futtergetreideanbau. Nach Milchkrisen und finanziell schwierigen Jahren aufgrund der Wetterbedingungen wurde das Unternehmen später an einen überregionalen Agrarkonzern verkauft, der bereits die ehemalige Rinderaufzuchtanlage im Nachbardorf besaß.
Oft kreisen Mähdrescher tagelang um das Dorf und rauben den Bewohnern den Schlaf. Gleichzeitig haben fast alle Dorfbewohner*innen ihre eigenen Gärten, in denen sie Gemüse anbauen und Blumen züchten. Viele halten Hühner und Kaninchen oder sogar Schafe. Diese Gärten versorgen die Familien mit frischen und gesunden Lebensmitteln, und es sind vor allem die Frauen, die sich um sie kümmern.
Diese kleinen Paradiese inmitten der landwirtschaftlichen Monokultur sind Orte des Widerstands. Was sie mit den industriellen Landwirten verbindet, ist der Klimawandel. Wie die Großbetriebe müssen auch sie mit der schweren Dürre kämpfen, die hier so extrem ist, dass die örtliche Feuerwehr kein Grundwasser mehr findet, um Brände zu löschen. Dennoch sind diese Gärten auch lebende Labore, in denen Fachleute erforschen, wie sie die Zukunft gestalten und neue Wege finden können, um sich an die veränderten Umstände anzupassen.
Hier beginnen unsere Gespräche.